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Spät. Später. Jahresrückblick RTC DSD

Spät. Später. Jahresrückblick RTC DSD

Weihnachten – Fresskoma, Silvester – Fresskoma, Neujahr – Kater, gute Vorsätze – mieses Wetter. Wer kennt sie nicht die Abwärtsspirale des Grauens aller HobbysportlerInnen? Und dann kommt der dusselige Verein wieder um die Ecke mit seiner “Recap” Umfrage und man soll womöglich ein Jahr der vergebenen Chancen, der fehlenden Kilometer und der unerfüllten Ziele Revue passieren lassen und sich mit dem eigenen Scheitern auseinandersetzen.

Zu schwarz gemalt? Es war ja nicht alles schlecht? Nun, möglicherweise schon. Aber hey: der Januar ist rum, wir haben uns durch den zähesten Monat des Jahres gequält und das in einem Schaltjahr, in dem auch noch der miese kleine Kumpel danach einen Tag mehr hat. Als ob Strava es uns nicht schon schwer genug machen würde, wenn wir unseren mangelhaft trainierten Körper unbeholfen vom Rollentrainer hieven und binnen einer Sekunde ein vor Sarkasmus triefendes “Wow! Gute Arbeit, Torben Henrik.” oder “Stürz Dich in Statistik, Edeltraud!” auf dem Handydisplay erscheint.

Das Gesetz der großen Zahlen

Na gut, Statistik ist natürlich unser Stichwort. Müssten wir den(!) Durchschnitts-DSDler ermitteln, er wäre 43 Jahre alt, hieße Fabian Christoph Michael und käme aus Ehrenfeld, wo er wahrscheinlich tagsüber sein Home-Office im Hipster Café aufschlägt. Aber müssen wir ja zum Glück nicht. Stattdessen blicken wir gemeinsam zurück und finden heraus, wie grausam, gnädig oder auch wohlwollend 2023 es mit uns meinte. Beginnen wir mit den nackten Zahlen. Fast 1,2 Millionen Kilometer und über acht Millionen Höhenmeter haben unsere rund 180 “beautyful people” in 2023 abgerissen. Sie haben damit 30 Mal die Erde umrundet und sind 915 Mal vom Meeresspiegel auf den Mount Everest geklettert, um die unvermeidlichen Vergleiche zu bemühen. Wie wir die Größe eines Fußballfeldes in Relation setzen, werden wir irgendwann nachliefern.

Highlights über Highlights

Und wir geben zu, darunter war offenbar für fast jede und jeden auch mindestens ein tolles Erlebnis dabei. Von der RTF um die Ecke (Sauerland, Euskirchen) über die Rennen des German Cycling Cups (Frankfurt Eschborn), das ein oder andere Lizenzrennen (Rund um die Kö), die UCI Gravelserie (Houffalize, Valkenburg und sogar die Gravel WM) den besonders beeindruckenden Pass (Col de la Loze, Mont Ventoux, Col de Babaou, Petit Ballon), der fantastische Rad-/Bikepacking Urlaub (Mallorca, Slowakei, Katalonien, Marokko, Namibia, Schweiz), der Radmarathon (Bonn-Eupen-Bonn, Schwarzwald Super, Ötztaler, LBL) oder das klassische Brevet (Paris-Brest-Paris) bis hin zum Ultracycling Event (Atlas Mountain Race, RadRace Schweden, North Coast 500, Bayrisch Lettn, Northrace Westphalia, Transpyrenees): Es war wirklich alles dabei, was unseren liebsten Sport ausmacht. Und natürlich freuen wir uns besonders bei der Auswertung, wenn darunter immer mal wieder “Vereinskram” auftaucht, z.B. die Jahresausfahrt mit 50 Leuten, der STT und andere Touren, das Trainingslager in den Vogesen, der Gravel Overnighter oder unsere Weihnachtsfeier auf dem Gertrudenhof.

Was unten rauskommt, muss oben wieder rein

Nicht, was Ihr denkt! Mit “unten” meinen wir natürlich die Beine, denn über die Stampfer verlässt die Energie Umdrehung für Umdrehung den Körper und deswegen muss oben ständig was reingeworfen werden, damit der Ofen weiterbrennt. Deswegen wollten wir wissen, welche Kraftstoffe eingesetzt werden, um weit über eine Million Jahreskilometer zu absolvieren. Herausgekommen ist die Rezeptur für einen langen Tag auf dem Rad.

Um es vorweg zu nehmen: Es wird süß! Ganz oben in der Gunst unserer Mitglieder stehen Riegel aller Art. Mehr als ein Drittel spielt im Team Energie- und Haferriegel, das ein oder andere Snickers ist sicher auch dabei. Auf Platz 2 kommt die Genießerfraktion, die gerne mal einen Kaffeestopp mit Waffeln oder Kuchen einlegt. Korrelationen mit Ausfahrten, die Sonntags regelmäßig drei Anstiege bewältigen, um zu einem ganz bestimmten Verpflegungsstopp im Bergischen zu kommen, sind nicht von der Hand zu weisen. Die Top 3 komplettieren – Peter Sagan sei Dank – die Produkte eines gewissen Hans Riegel aus Bonn. Es wird also meistens süß gegessen, denn Pommes liegen abgeschlagen noch hinter Gels auf Platz 5. Belgien und Holland sind halt auch weit. Überraschend ist, dass das klassische Affenkotelett mit unter drei Prozent nur noch ein Nischendasein in der Trikottasche fristet. Der Autor fühlt sich als Käsebrot-Liebhaber übrigens ein wenig ausgegrenzt bei der Menüauswahl.

Dazu wird bei fast 40 Prozent der Befragten ein leckerer Energiedrink und bei 34 Prozent kühles Wasser serviert, gelegentlich auch mal ein Erfrischungsgetränk (11 Prozent). Die acht Prozent Hopfenfreunde beginnen mit der Rehydration hoffentlich erst kurz vor der Haustür. Mischt man die Empfehlungen unserer Mitgliedschaft kommt unser Anwärter für den World Spirit Award 2024 heraus, der DSD Cocktail Royal.

2023 – ein feuchter Traum

Gegner Nummer 1 war in 2023 zweifelsfrei das Wetter, die Endgegner hießen November und Dezember. Meldete der Kölner Stadt-Anzeiger noch Anfang November, dass nur 100 Liter pro Quadratmeter zum Rekordregenjahr fehlten, sagte sich Petrus “Hold my Beer” und legte gleich nochmal rund 100 Liter obendrauf, so dass wir alle einen neuen Pegelhöchststand bejubeln konnten. What a time to be alive!

Dem Pessimismus sind in dieser Hinsicht für 2024 keine Grenzen gesetzt, denn möglicherweise jagt hier – Klimawandel sei Dank – möglicherweise ein Rekord den Nächsten. Wobei der Optimist jetzt einwenden kann: “Zumindest wird der Regen auch immer wärmer.” Worauf wir freundlich antworten: “Schleich Dich!” und uns überlegen, was wir dem feuchten Nass von oben und unten entgegensetzen können. Unser Trend-Radar sagt dazu folgendes:

1. Schutzbleche werden salonfähig, aber aus dem Technik-Chat wissen 29 Prozent, dass sie wenigstens gebördelt sein sollten.
2. Obenrum trägt man Regenjacke sagen 12 Prozent – natürlich umweltbewusst ohne PFAS. (Jetzt könnt Ihr noch mal die Suchmaschine anwerfen.) Nur die größten Frevler schauen, wo sie noch eine letzte Shakedry Jacke bekommen.
3. Was uns Sorge bereitet: 26 Prozent meinen, dass nach dem Strava Messenger auch ein Zwift live Chat mit Dating-Funktion die Lösung sein könnte. Wir werden die Teilnahme an Gruppenausfahrten in 2024 genauer im Auge behalten.
4. Andere wiederum ergeben sich den Elementen. Sie fahren in Neoprenanzügen, machen professionelle Pfützenfotos oder ziehen direkt nach Süden.

Wem wird denn gleich die Luft ausgehen?

Der Radsport ist traditionell voller Glaubensfragen. Seit Jahren verfolgt uns dabei ein Thema, bei dem Einige immer noch auf dem Schlauch stehen und die anderen unter der Milchdusche. Logisch, es geht darum, ob unsere Mitglieder mit Schlauch oder ohne Schlauch im Reifen unterwegs sind. Wir wollten uns der Frage empirisch und somit wissenschaftlich nähern, was uns dann aber zu anstrengend war. Deswegen haben wir uns für die pseudowissenschaftliche Variante entschieden. Und können stolz sagen, dass bei 156 Antworten Tubeless mit hoher Wahrscheinlichkeit seltener zu Luftlosigkeit führt. Wir konnten aus den Ergebnissen ableiten, dass 100 Prozent der Tubeless-FahrerInnnen noch nie einen Schlauchdefekt hatten. Ok, diese Aussage wäre zwar wissenschaftlich korrekt, aber Quatsch. Zumindest die Tendenz in den Antworten ist eindeutig. 42 Prozent bestätigen, dass sie in 2023 mit Tubeless keine Defekte hatten, das können von den “Geschlauchten” nur 12 Prozent behaupten. Ja – Nein – Doch – Ooooh! Mittelt man die Kategorien, kommt man auf durchschnittliche 1,4 Defekte bei Tubeless und rund 3 Defekte bei den “Geschlauchten”. Ist vielleicht unseriös, passt dem Auswertungsteam aber gut in den Kram, denn Wissenschaft ist eine Meinung, die muss jeder sagen dürfen!

Was bringt 2024?

Als Jahresrückblicks- und Vorstandsteam in Personalunion sind viele Fragen für uns ja nichts Neues. Was läge also näher, diese nicht mehr zeitraubend selber zu beantworten und stattdessen ChatGPT & Co. damit zu füttern. Wir müssen unseren Leserinnen und Leser aber leider ausrichten, dass die KI noch ziemlich an den Antworten zu rechnen hat. Sie tut sich insbesondere schwer mit Prognosen zur Tour de France, neuen UCI Regelungen, der persönlichen Performance einzelner Mitglieder und steht kurz vorm Stapelüberlauf bei der Frage, ob Zwift irgendwann mehr Spaß machen wird, als draußen fahren. Um zumindest letzteres zu beantworten: Klares NEIN! Denn was gibt’s schon feineres, als gemeinsam mit anderen Radverrückten eine Runde zu drehen?

Zu guter Letzt wollten wir noch wissen, worauf sich unsere geschätzten Mitglieder so freuen in 2024. Heraus kam ein buntes Potpourri aus Rennen, Gravelrennen, Ultrarennen, Radreisen und neuen Zielen. Aber für Einige steht auch die Gesundheit, der Wiedereinstieg nach gesundheitlichen Problemen, besseres Wetter und “einfach mal wieder mehr Radfahren” ganz oben auf der Wunschliste. So oder so, wir drücken allen fest die Daumen, freuen uns schon heute auf den Jahresrückblick 2024 und zwischendurch vielleicht Eure Geschichten vom Fahrradfahren!

Und dann hoffen wir mal alle gemeinsam, dass die Zukunft des Radsports nicht wirklich so aussieht, wie sie sich eine KI aktuell ausmalt… 

Illus: Fabian Kortylewiz / Statistik: Malte Hager / Text: Michael Hokkeler / Fotos: Paul Hense / KI: George Schreiber & Job Schepens

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