Käptn Kettenblatt und die Panini Görlz & Boyz
Wogehsn?
Voulez vous aller avec moi?
Fragen über Fragen.
Eine Antwort in 6 Etappen.
Prolog
Ein Mini-Sommercamp des DSD. Sozusagen ein Schnurrbart-Camp. Die Schnörres-Gang fährt in die Vogesen. Da gibt es kein Pardon, da muss man mit und so waren ratzfatz 18 Leute beisammen, die alle Bock auf Baguette und Berge hatten.
Und Thea? Thea wollte eigentlich gar nicht mitfahren. Daher werden wir ihre Memoiren hier und im folgenden Text entsprechend zitieren: „Wer fährt schon gerne Berge hoch? Denn wer Berge gerne hoch fährt, der hat doch die Kontrolle über sein Leben verloren (sagte der Überlieferung nach Yves Saint Laurent).“
Diese Überlegungen ziehen sich wie ein roter Faden durch die DSD Camp Geschichte. Schließlich hat ein Teilnehmer bereits in den Dolomiten mit der vorherrschenden Topologie gehadert. Dabei gelten die Vogesen als ideales Rennradrevier. Die Straßen sind in der Regel wenig befahren und man kann seine Route abwechslungsreich planen. Je nach Geschmack bieten die Vogesen steile Rampen, längere gemäßigte Anstiege oder aber auch Optionen für weitestgehend flachere Routen. Das ganze ist dann auch von Köln aus in 5 Stunden zu erreichen. Was kann man sich für ein verlängertes Wochenende mehr Wünschen?
Etappe 1 – Anreise & Unterkunft
Thea: „Das Schicksal hat entschieden und so sitze ich am Abreisetag im Auto Richtung Vogesen und mein Rad ist mit drei anderen hinten auf dem Gepäckträger festgezurrt. Die wichtigsten Sachen sind eingepackt – es gab genaue Listen, wer was mitbringt und wie viele Trikots und Bibs man einpackt. Ein Detail fehlte allerdings: Welche Übersetzung am besten ist. [Eine Woche vor Abreise habe ich mich so verrückt machen lassen, sodass ich mir noch eine neue Kassette einbauen ließ]
Das Wetter ist bei Abreise eher bescheiden, aber genau in dem Moment, in dem wir über die französische Grenze fahren, kommt die Sonne raus. Unser Busfahrer lässt französische Lieder aus den Lautsprechern dröhnen und ich denke darüber nach, ob Berge hoch fahren vielleicht doch Spaß machen kann.“
Unsere Unterkunft in La Bresse ist perfekt gewählt. Es gibt massig Platz, ausreichend Raum für die Rennräder, einen Supermarkt direkt um die Ecke und sogar eine Sauna (die allerdings bis auf ein Bewerbungsgespräch ungenutzt blieb).
„Die ersten Radler [„zwei schnelle, zwei langsame und eine Frau“ – Worte eines Radfahrers] machen sich auf den Weg und erkunden die ersten Kilometer rund um unsere Behausung. Alle anderen sitzen in der Sonne, trinken Bier, inspizieren das Haus oder sind noch auf der Autobahn. Irgendwann so gegen 23 Uhr kommen auch die letzten an, manch einer ist durch ein Gewitter gefahren, es wird von dramatischen Szenen und umgeworfenen Fahrrädern auf Dachgepäckträgern erzählt. Und es sind noch Nudeln da. Selbstgemachte Nudeln mit selbstgemachtem Pesto von Linda [die ihren
halben Küchenhaushalt mitgenommen hat – was sich mehr als gelohnt hat!] Wir sitzen zusammen, besprechen den morgigen Tag. Es wird in zwei Gruppen gestartet: eine lange Runde mit vielen Höhenmetern und eine kurze Runde mit weniger Höhenmetern. Die Abfahrt der großen Gruppe ist
auf 8:30 Uhr angesetzt und eventuell bekommt auch jeder eine Banane. Währenddessen klebt einer seelenruhig die ersten Bildchen in sein neues Panini-Album ein.
Und dann geht jeder ins Bett, auf dem Flur wird noch gequatscht, man putzt sich zusammen vorm Spiegel stehend die Zähne und in den Nachbarzimmern werden gefühlt Erinnerungen der letzten 20 Jahre ausgetauscht.“
Etappe 2 – Das Peloton sortiert sich
Das Wetter zeigt sich leider immer noch etwas unbeständig. Je nach Wetter-App, bzw. je nachdem welcher Affe seine Pfeile auf die Zielscheibe geworfen hat, wird mehr oder weniger Regen vorhergesagt. Aber das soll kein Hindernis darstellen. Es geht los:
„Das gute ist, wenn man mit 16 Menschen in einem Haus schläft: Man braucht morgens keinen Wecker, um wach zu werden. Der erste räumt die Spülmaschine aus, Türen gehen auf und zu und nach und nach treffen sich alle in der Küche wieder. Jemand macht Kaffee, man wünscht sich einen guten Morgen. Stiffi kommt im Langarm-Vereinstrikot an den Frühstückstisch. Seine Erklärung: Er will sich zumindest morgens beim Frühstück zum Verein bekennen. Die große Gruppe macht sich fast pünktlich auf, keiner muss auf Andreas warten. Festgehalten wird dies alles vom Hoffotografen.
Die übrigen 3 Radler machen sich etwas später auf. Es geht bergauf, bergab, es wird gebremst [die einen mehr, die anderen weniger] und es wird ordentlich in die Pedale getreten.“
Etappe 3 – Auf den Spuren der Tour
Es waren die Vogesen, in denen der „Quäl Dich, du Sau!“ Spruch gefallen sein soll. Und auch wenn sich nun täglich verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Vorlieben bilden, so werden doch meist die Highlights wie der Grand Ballon angesteuert. Auch die Organisatoren der Tour de France setzen auf altbewährtes und führen zwei Etappen der diesjährigen Rundfahrt quasi an unserem Ferienhaus vorbei.
„Es gibt eine reine Frauenausfahrt, mal wird nur zu dritt gestartet, manch einer zieht nach 70 km die Überschuhe aus und jeder hat eine Regenjacke eingepackt. Das Wetter spielt hervorragend mit. Lydia
ist für das Wetter zuständig und verspricht jeden Tag Sonnenschein – alle anderen halten mit ihren Wetterapps dagegen.“
Etappe 4 – Nach der Fahrt ist vor der Fahrt
Es gibt bei 18 Mitfahrern ungefähr 19 verschiedene Charaktere. Es gibt die einen, die sofort nach Ankunft eine freie Dusche ansteuern. Es gibt die anderen, die sich direkt ein Bier öffnen und vielleicht die Ausfahrt nochmal Revue passieren lassen.
Und es gibt den kleinen Flo, der erstmal zum Kühlschrank geht, kurze Zeit später am
Tisch sitzt und sein Kaloriendefizit wieder kompensiert – meist noch
mit Helm auf dem Kopf. Dieser Aufgabe widmet er sich in der Regel über grob 2 Stunden, bevor er sich an das Abendessen macht und dort dafür Sorge trägt, dass nichts übrig bleibt.
Die Logistik lief indes reibungslos. Schließlich waren drei Profis der Branche anwesend. Zusätzlich gab es noch jemanden, der einem weniger populären Dienstleister zugeordnet wurde. Dieser Fall wurde allerdings nicht abschließend geklärt. Aber auch der Rest der Truppe hat sich stets bemüht. Keiner musste hungern – auch nicht Flo. Es gab immer genügend Bier. Es ist niemand gestürzt und auch hat sich niemand anderweitig verletzt – auch Pflaster wären ausreichend vorhanden gewesen.
Etappe 5 – Das Panini-Album
Während in der ARD lediglich auf die deutschen Domestiken geachtet wird und bei Eurosport die Schlösser an der Route im Fokus zu stehen scheinen, ist der Franzose auf einem höheren Reifegrad, so dass sich dort auch ein Panini-Album der Tour gut verkauft. So gut, dass der lokale Kiosk nach dem ersten Besuch ausverkauft war. Und auch wenn Alaphilippe zweimal im Tütchen war, so bleibt unserem geneigten Sammler nur der Onlineshop, um das Album noch zu füllen.
Etappe 6 – Lockerer Zielsprint
„Sonntag ist Abreisetag und alle, die noch nicht genug gefahren sind oder nicht frühzeitig abreisen müssen, kommen mit. Berg hoch, Berg runter, ab zum See. Dort verweilen wir bei Kaffee und Eis ein wenig, bevor wir wieder aufbrechen und die letzten Kilometer zur Unterkunft „rollen“. Und dann heißt es: das letzte Mal einen Berg hoch, die Aussicht genießen und auf der anderen Seite wieder runter.“
Alles in allem hatten wir in den Vogesen ein ziemlich perfektes Rad-Wochenende. Einziger Wermutstropfen ist eine zurück gelassene Blechbüchse, doch darüber breiten wir an dieser Stelle den Mantel des Schweigens. Abgesehen davon: Vogesen? Kann man weiter empfehlen!
Fazit unserer Vogesen Reporterin Thea: „Wer Berge gerne hoch fährt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren. Den Kontrollverlust des Lebens nehme ich gerne auf mich und bleibe verliebt – in Berge hoch fahren.“
Fazit des Präsidenten: „Geil! Ich habe am Sonntag Abend in Köln einen Parkplatz direkt vor der Haustür bekommen.“
Fazit von Stiffi: „Durch dieses Trainingslager bin ich perfekt vorbereitet, um die DSD Wertung der Rampensau 2019 zu gewinnen! 10/10 – bei diesem Reiseveranstalter würde ich wieder buchen“