Euphorie & Leid
Thekenmannschaften, das sind die Anderen. Wir sind ein echter Rennradverein. Schließlich ist schon im Namen RTC das Wort „Racing“ prominent an die erste Stelle gesetzt. Dementsprechend wollen wir natürlich auch die echten Athleten im Verein zu Wort kommen lassen. Das sind die Jungs & Mädchen mit Waschbrettbauch, schmerzverzerrten Gesichtern und gestählten Waden. Die, die sich eher um ihre Laktat- als um die Promilleschwelle sorgen. Helden in Lycra! Euphorie und Leid, Krieg und Frieden, Ying und Yang: Was als Thema für die Weltlietratur gut ist, ist uns gerade recht.
Hier nun also zwei Erfahrungsberichte von dem diesjährigen Jedermann-RENNEN Rund um Köln von Linda und Thomas, Stellvertreter zweier Generationen und Geschlechter. Die Erfahrung vom letzten Sonntag zeigt, wie wichtig ein vernünftiger Support ist – und das vernünftige Energiezufuhr anscheinend auch nach 25igjähriger Rennraderfahrung nicht erlernt werden kann (Schon mal als Vorwarnung für Linda)…
Euphorie & Linda auf der 68 km Strecke
„Die Nacht war kurz und um 05:00 Uhr gehen die Augen auf. Zwei Stunden vor dem gestellten Wecker bin ich hellwach! Das erste Rennen überhaupt. Auf dem Weg dahin ist der Puls alleine schon vor lauter Aufregung aufi 160. Im Startblock kommen mir wilde Gedanken „Warum mache ich das überhaupt? Ja warum? Noch kannst du wieder raus…“ und dann geht es doch schon los. Der Start und das erste Drittel ist so unglaublich schnell, dass ich befürchte, mein Garmin hat einen Defekt – oder zeigt es tatsächlich die richtige Geschwindigkeit an? Dann kommen Odenthal, Sand und Bensberg. Und ich bin immer noch unglaublich schnell. Dieser Ansporn durch die Zuschauer – einfach nur Weltklasse.
Von den meisten Fahrern werden Handzeichen gegeben und es wird sehr fair gefahren. Das ist beruhigend; da hatte ich mich auf Anderes eingestellt. Die letzten 10km sind dann allerding hart: Die Beine brennen und mein Kopf kann es nicht mehr ignorieren, meine Energie habe ich vorher verballert. Aber ich werde immer weiter mitgezogen; Windschatten ist etwas Fantastisches! Und dann die letzte, nicht enden wollende Steigung über die Brücke…danach der Zielsprint, der wegen Schmerzen und Erschöpfung gar kein Sprint mehr wird.
Im Ziel angekommen habe ich das überraschende Gefühl „Huch, jetzt ist es doch schon vorbei“. Das Team ‚Von 0 auf 60‘ mit Trainer Peter Zaun, mit denen ich die letzten drei Monate für RuK trainiert habe, freut sich, dass jetzt alle im Ziel sind.
Und dann sind meine Freunde schon da, die mit Limo, Mettenden und Bier auf einen warten. Für mich war es einfach nur magisch. Irgendwie noch nicht greifbar. Dieses Hoch schwingt auch am nächsten Tag noch mit!“
Leid & Thomas auf der 123 km Strecke
Ganz egal was alles so auf dem Vorbereitungsprogramm im Frühjahr 2018 für mich gestanden hat – Belgische Klassiker oder Radmarathons in der Eifel – am letzten Sonntag war es wieder soweit! Rund um Köln. Das fünfte Mal! Das dritte Mal auf der langen Strecke! Das erste Mal in Orange-Weiß als DSD-Mitglied!
Das Rennen in der Heimatstadt bleibt ein Highlight. Das Jedermannrennen beinhaltet den sehr fiesen „Berg“ bei Sand mit einer Steigung von bis zu 13% (laut quaeldich.de) und den Anstieg hoch zum Schloß Bensberg mit 11% (auch bei quaeldich.de) und Pflastersteinen, den man auf der langen Strecke zweimal fahren muss.
123 km also durch das Bergische und meine Beine waren schon platt nachdem ich das erste Mal oben am Schloss Bensberg ankam.
Es ist aber einfach zu verführerisch, das Rennen schnell anzugehen und die Pace auszureizen. Frei nach dem Motto wo ein Wille ist, finden sich auch Kadenzen, ging die Kurbelei also weiter. Das Wetter entsprach gefühlt einer Dampfsauna, zum Glück gab es zwei Verpflegungsstationen mit Wasser. Als einzigen Teamkollegen traf ich Thomas W. am Start, haben uns aber dann im Gewühl verloren. Bei den vielen Teilnehmern finden sich allerding ständig neue Gruppen und ich war nie alleine unterwegs.
Als ich das zweite Mal in Sand einfuhr, hätten meine Beine wirklich gern pausiert. Dank des Super Supports der vielen DSD-RuK-Ultras (Toto hatte ich bereits mit Spezialrad und Kind bei der ersten Auffahrt gesehen) konnte ich im gogogo Modus ein letztes Mal hoch zum Schloss und flugs zurück nach Köln. Mann, Mann, Mann, war ich im Ziel platt aber auch super happy! Auf ein Neues in 2019!
(Anm.d.R.: Ich wurde mal von einem nicht-radfahrenden Freund gefragt, ob man denn Spaß bei dieser Quälerei habe und meine Antwort lautete damals, dass es zwischendrin schon alles andere als Lustig sei, allerdings die Euphorie am Ende alles überstrahle. Dieses Muster zeichnet sich hier erneut ab.)
Abschließend bleibt uns eigentlich nur, unseren Respekt vor der Leistung der einzelnen Fahrer auszudrücken. Unabhängig davon, ob sie lange oder kurze Renndistanzen angehen, schnell oder langsam unterwegs sind, auf der Bahn, auf Schotter oder auf Enduro-MTB-Trails (Anm.d.R.: Artikel folgt. Trommelwirbel.) fahren: Es ist die gegenseitige Unterstützung, die den Sport im Verein ausmacht – dasimmerdabei. Und es bleibt die Erkenntnis, dass unsere Trikots in Signalfarben genau richtig sind. Denn egal ob Laktat- oder Promilleschwelle: Der Schnörres in AWB-Farben wird immer und überall erkannt – und damit ist zuverlässiger Support garantiert.
(Anm.d.R.: Wir zücken das Taschentuch und wischen uns eine Träne aus dem Augenwinkel.)