Rund um Köln Ultras
Der Kölner an sich und der Kölner Radfahrer im Besonderen hat eine innige Beziehung zur Tradition. Ganz Köln liegt sich am Rosenmontag in den Armen und zum Start des Jedermannrennens „Rund um Köln“ kocht bei allen Thekenmannschaften das Blut hoch. Gedämpft wird die Euphorie lediglich durch die Furcht in einen Crash verwickelt zu werden – Himmel und Ääd halt.
Dieses Wochenende jährte sich das traditionsreiche Profirennen zum 102ten male und auch wir wollten nicht mit der Tradition brechen und schickten ein paar Vertreter an den Start. Die DSD Teilnehmerliste schrumpfte wegen diverser Schicksalsschläge ein wenig zusammen: Sturz im Trainingslager (bzw. auf der Waffeltour), medizinischer Notfall (bzw. Heuschnupfen), Terminprobleme (bzw. Anmeldung verpennt). Erstaunlich, dass es uns dennoch gelungen ist eine feine Auswahl an Modell-Athleten auf der langen und kurzen Runde an den Start zu bringen.
Weitaus einfacher sind unsere „Rennfahrer“ mit der Aussicht auf Rumstehen und Biertrinken zu einer Tour ins Bergische zu motivieren. Aus diesem Grund hatten wir uns entschlossen nach Sand zu fahren, dem steilsten Punkt der Strecke, um dort in die schmerzerfüllten Gesichter zu blicken und mit Krawall und Remmidemmi den Fahrerinnen und Fahrern beizustehen. Dasimmerdabei ist bei uns nicht bloß eine hohle Marketingfloskel. Wegen der Straßensperrungen fiel die Wahl auf eine bunte Mischung aus Gravel-, Crossbikes und MTBs. Von der Bastei am Rhein ging es dann über die Mehrheimer Heide, den Gierather Wald und Hardt in Richtung Sand.
Sturmartige Regenfälle in der Nacht zuvor haben den sandigen Boden um Hardt herum noch einen ticken unbeugsamer gestaltet und den mit bis zu 14% steilen Anstieg durch den Wald zum kurzen, aber dennoch schönen Sufferfest verwandelt. Die Leute von der Scuderia mussten allerdings wieder mal protzen und schickten als Gast: Ein Mädchen. Mit ohne Gänge. Und die war am Ende der Steigung dann auch noch nicht mal richtig außer Puste. Wahrscheinlich hat sie auch fleißig Krönchen gesammelt. Seufz.
Damit das Ganze nicht nur in eine Spaßveranstaltung ausartet, hatte unser griechischer Reiseführer ein paar Brennnesselabschnitte, sowie Wassergräben, Oxer und Schlammsuhlen eingebaut. Punkten konnten wir dann aber durch ein professionelles Catering, das unser Thorsten per Lastenrad samt Töchterlein nach Sand gefahren hat. Dafür ist ihm ewiger Ruhm und Dankbarkeit der RuK Ultras sicher.
Irgendwann kam dann auch das Führungsfahrzeug. Dann noch eins. Dann noch eins und irgendwann auch die Radfahrer. Dann kamen noch mehr Radfahrer. Und noch mehr Radfahrer. Und als wir schon abreisen wollten und wir Sorge hatten, ob wir es noch bei Tageslicht nach Hause schaffen, kam auch ein Orange-Weißes Trikot vorbeigefahren. Und dann noch eins. Und noch eins. Und auch Einer, der sich im Trikot vertan hatte. Und noch Viele mehr und alle haben sich gefreut über die Lautstarken Hinweise und Tipps, die wir vom Straßenrand gegeben haben.
Wie wertvoll ein paar warme Worte vom Straßenrand sein können erfährt der geneigte Leser auch bei den Erfahrungsberichten des Jedermannrennens RuK 2018.
Gegen 12 sind wir dann zurück. Und weil es den Charakter stärkt und es auch der Durchblutung förderlich ist, haben wir natürlich die Brennnesseln auch auf der Rückfahrt mitgenommen. Bei den Variationen des Rückweges wurde zudem penibel darauf geachtet noch mehr Pfützen einzubauen. Schließlich gibt es nicht Unehrenhafteres, als mit sauberer Kleidung aus dem Wald aufzutauchen.
Unsere Starter des Jedermannrennens sind alle gesund, sturzfrei und teilweise auch mit persönlichen Bestleistungen ins Ziel gekommen. Die Fangruppe war dreckig, aber auch satt und zufrieden. Für alle Beteiligten also ein rundherum gelungener Tag beim Kölner Radklassiker.
In diesem Sinne: Alaaf!